Auf dem Sofa sitzen und einen Film schauen, dabei den Laptop auf dem Schoß, um zu surfen und nebenbei noch Nachrichten per Handy verschicken... Für immer mehr Menschen gehört ein derartiges Medien-Multitasking zum Alltag dazu. Doch ist das gesund oder schadet dieses intensive Medienverhalten womöglich dem Gedächtnis?
Dieser Frage gingen US-amerikanische Wissenschaftler nach und führten mit 80 jungen Erwachsenen eine Studie durch. Zum einen wurde abgefragt, wie häufig die Studienteilnehmer entsprechendes Medien-Multitasking betrieben. Zum anderen wurden verschiedene Gedächtnisübungen durchgeführt und zeitgleich die Pupillenerweiterungen und Hirnwellen mittels eines Elektroenzephalogramms gemessen. Eine eingeschränkte Gedächtnisleistung wie beispielsweise eine mögliche Unachtsamkeit oder abschweifende Gedanken lassen sich mit dieser Messmethode gut wiedergeben. In weiteren Tests wurde das Aufmerksamkeitsvermögen der Teilnehmer gemessen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass sich das auffällige Medien-Multitasking nachteilig auf die Aufmerksamkeit und die durchgeführten Gedächtnis-Tests auswirkt. Sicherlich seien weitere Studien in diesem Zusammenhang notwendig, doch bereits jetzt liegt diese Schlussfolgerung nahe. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass unsere Gedächtnisleistung insbesondere davon abhänge, wie stark wir unsere Aufmerksamkeit auf ein Ziel fokussieren können und wie wenig wir uns von anderen Faktoren und Einflüssen ablenken lassen.
Unser Gedächtnis ist demnach besonders auf eine zielgerichtete Informationsverarbeitung angewiesen, um gut funktionieren zu können. Diese Grundvoraussetzung scheint beim Media-Multitasking wohl eher nicht gegeben zu sein.
Madore, C. et al.
Memory failure predicted by attention lapsing and media multitasking
Nature
10/2020; 587: 87–91.